Ein Neubau kann in verschiedenen Ausbaustufen gekauft werden. Dabei unterscheiden sich die Ausbaustufen darin, in welchem Stadium das Haus an den Eigentümer übergeben wird und wie viel Eigenleistung er noch erbringen muss, bis er in das Haus einziehen kann. Ob Bausatzhaus, Ausbauhaus, schlüsselfertiges oder bezugsfertiges Haus – wir stellen Ihnen die verschiedenen Ausbaustufen mit ihren Vor- und Nachteilen nachfolgend vor.
1. Bausatzhaus – sehr geringer Preis durch sehr viel Eigenleistung
Ein Bausatzhaus, auch Rohbauhaus oder Selbstbauhaus genannt, ist ein Haus, bei dem der Bauherr beim Neubau möglichst viel Eigenleistung erbringt, um Geld zu sparen. Der Hersteller liefert den günstigen Bausatz inklusive aller Materialien und Teile zur Baustelle, der Bauherr kümmert sich um den Zusammenbau. Ein Bausatzhaus eignet sich vor allem für handwerklich versierte Bauherren mit viel Zeit und wenig finanziellem Eigenkapital. Denn bei der Baufinanzierung wird die Eigenleistung als Eigenkapital angerechnet.
Vorteile Bausatzhaus
- sehr preisgünstig durch sehr viel Eigenleistung
- Eigenleistung wird bei der Baufinanzierung als Eigenkapital angesehen
- sehr gutes Gefühl, das Haus selbst gebaut zu haben
Nachteile Bausatzhaus
- Bauherr trägt selbst die Verantwortung
- erfordert sehr viel Zeit und handwerkliches Know-how
- Umzugszeitpunkt durch Unwägbarkeiten kaum planbar
2. Ausbauhaus – geringer Preis durch etwas Eigenleistung
Das Ausbauhaus, auch Mitbauhaus genannt, ist ein Mittelding zwischen Bausatzhaus und schlüsselfertigem Haus. Bei einem Ausbauhaus erstellt ein Bauunternehmen den Rohbau, während der Innenausbau vom Bauherrn selbst übernommen wird. Allerdings ist es von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich, welche Leistungen das Ausbauhaus genau beinhaltet, der Begriff ist rechtlich nicht definiert. In der Regel sind aber folgende Leistungen enthalten: Außen- und Innenwände, Dacheindeckung, Montage der Dachunterschicht, Wärmedämmung, Fassadenarbeiten, Fenster, Haustür, Terrassentür, Leerrohr für elektrische Leitungen, Vormontierung von Rohren für Wasser-, Abwasser- und Gasanschlüsse. Trotzdem sollte im Bauvertrag genau festgelegt werden, dass alle gewünschten Leistungen auch erbracht werden. Durch die Eigenleistung kann viel Geld beim Hausbau gespart werden, wobei auch bei einem Ausbauhaus die selbst erledigten Arbeiten bei der Finanzierung in der Regel als Eigenkapital anerkannt werden.
Vorteile Ausbauhaus
- preisgünstig durch viel Eigenleistung
- gutes Gefühl, am Haus mitgearbeitet zu haben
- Eigenleistung wird bei der Baufinanzierung als Eigenkapital gesehen
Nachteile Ausbauhaus
- Bauherr trägt einen großen Teil der Verantwortung
- erfordert relativ viel Zeit und handwerkliches Know-how
- Umzugszeitpunkt durch Unwägbarkeiten nicht gut planbar
Schlüsselfertiges Haus – Bequemlichkeit zum mittleren Preis
Wird ein Haus „schlüsselfertig“ angeboten, bedeutet dies, dass alle Arbeiten bis zur Schlüsselübergabe von einer Baufirma durchgeführt werden. Allerdings ist der Begriff „schlüsselfertig“ gesetzlich nicht geregelt. Dem Wortsinn nach bedeutet schlüsselfertig zwar, dass der Bauherr nach Bauende den Schlüssel für das fertige Haus übergeben bekommt; Wände, Dach, Fenster und Haustür müssen demnach vorhanden sein. Der Begriff bedeutet aber nicht unbedingt, dass der Bauherr direkt einziehen kann. Je nach Bauvertrag kann ein Haus auch als schlüsselfertig bezeichnet werden, bei dem Innenausbauten, wie Treppen, Wand- und Bodenbeläge, noch fehlen und in Eigenleistung selbst ausgeführt werden müssen. Auch die Haustechnik muss bei einem schlüsselfertigen Haus nicht unbedingt inbegriffen sein. Der Bauvertrag sollte deshalb ganz genau unter die Lupe genommen werden, damit der Bauherr weiß, was er erwarten kann und damit es bei der Hausübergabe nicht zu bösen Überraschungen kommt.
Vorteile Schlüsselfertiges Haus
- Baufirma trägt die Verantwortung bis zur Fertigstellung der Gebäudehülle
- Umzugszeitpunkt gut planbar
- wenig handwerkliches Geschick notwendig
- wenig Zeitaufwand für den Bauherren
- Innenausbau kann als Auftrag an Handwerker vergeben werden
Nachteile Schlüsselfertiges Haus
- Begriff „schlüsselfertig“ nicht geschützt, genaue Absprache mit Baufirma notwendig
- Bauherr muss sich ggfs. noch um den Innenausbau, das Außengelände etc. kümmern
- teurer als Bausatz- und Ausbauhäuser, da nur wenig Eigenleistung
Bezugsfertiges Haus – viel Bequemlichkeit zum hohen Preis
Bei einem bezugsfertigen oder „wohnkompletten“ Haus kann der Eigentümer direkt nach der Fertigstellung in das Haus einziehen. Bei einem bezugsfertigen Neubau sind in der Regel auch alle Innenausbauarbeiten mit eingeschlossen. Treppen, Fußbodenbeläge und Malerarbeiten sind bereits nach Wunsch des Eigentümers erledigt und es fehlen nur noch die Möbel. Da aber der Begriff „bezugsfertig“ ebenfalls nicht rechtlich geschützt ist, sollte auch hier der Bauvertrag genau geprüft werden. Unter Umständen sind bestimmte Leistungen, wie die Fertigstellung des Außengeländes oder der Fassadenputz, nicht enthalten.
Vorteile Bezugsfertiges Haus
- Baufirma trägt die Verantwortung bis zur Bezugsfertigkeit des Hauses
- Eigentümer kann in den Neubau nach Wunsch ganz einfach einziehen
- Umzugszeitpunkt sehr gut planbar
- kein handwerkliches Geschick notwendig
- kein Zeitaufwand für den Bauherren
- durch Komplettpreise sehr hohe Planungssicherheit
Nachteile Bezugsfertiges Haus
- teurer als alle andere Ausbaustufen
- je nach Vertrag müssen manche Arbeiten trotzdem noch erledigt werden
Fazit
Je nachdem, wie viel Eigenleistung man erbringen kann oder will und wie viel Geld man ausgeben kann oder will, kann bei einem Neubau zwischen verschiedenen Ausbaustufen gewählt werden. Bei einem Bausatz- und einem Ausbauhaus bekommt der Bauherr das Haus zwar zu einem günstigen Preis, muss aber auch einen Teil der Verantwortung tragen und Zeit für die Eigenleistung aufbringen. Bei einem schlüsselfertigen oder bezugsfertigen Haus ist der Preis zwar höher, dafür trägt die Baufirma die Verantwortung und der Bauherr muss sich in der Regel nur um wenig selbst kümmern.
Da die Begriffe „Ausbauhaus“, „schlüsselfertig“ und „bezugsfertig“ nicht geschützt sind, sollten Sie den Bauvertrag vor der Unterschrift unbedingt genau prüfen, damit sie vorab genau wissen, was Sie bei der Hausübergabe wirklich erwarten können.