Die Gaspreise gehen gerade durch die Decke und auch Öl wird immer teurer. Wer jetzt einen Neubau plant, sollte sich deshalb lieber mit Alternativen für die Wärmeversorgung beschäftigen. Neben den inzwischen etwas in Verruf geratenen Pelletheizungen und den viel gehypten Wärmepumpen wird die Möglichkeit, mit Fernwärme zu heizen, oft vergessen. Doch was ist Fernwärme genau und was sind die Vor- und Nachteile?
Was ist Fernwärme?
Unter Fernwärme wird die zentrale Versorgung von Gewerbebetrieben und Wohngebäuden mit Warmwasser und Heizwärme über Liegenschaftsgrenzen hinweg verstanden. Dabei wird die Wärme über Rohrleitungsnetze und Pump- und Übergabestationen an die Gebäude geliefert. Da der Transport ab einer gewissen Rohrleitungslänge ineffizienter ist, werden in der Regel nur Gebäude im Umkreis von bis zu 20 Kilometer vom Kraftwerk beliefert.
In manchen Neubaugebieten gibt es oft gar keine Möglichkeit, etwas anderes als Fernwärme zu wählen. Manchmal gibt es einen kommunalen Anschluss- und Benutzungszwang und manchmal sieht der Bebauungsplan nur einen Anschluss an Fernwärme vor. In anderen Wohngebieten wird wiederum keine Fernwärme angeboten, weil die Kraftwerke zu weit entfernt für einen effizienten Energietransport sind. Hat man als Bauherr im anvisierten Baugebiet allerdings die Wahl, sollte man sich mit den Vor- und Nachteilen von Fernwärme durchaus einmal auseinandersetzen.
Vorteile von Fernwärme im Neubau
Weniger Investitionskosten
Was die Investitionskosten betrifft, ist Fernwärme eine gute Wahl. Für Gas-, Öl- oder Pelletheizungen braucht es mehr oder weniger Platz für die Heizungsanlage und gegebenenfalls für den Schornstein, den Öltank oder die Pelletlagerung, was die Kosten des Neubaus erhöht. Wer sich für Fernwärme im Neubau entscheidet, kann sich diese Zusatzkosten sparen.
Klimafreundlichkeit bei richtigem Produktmix
Fernwärme kann sehr klimafreundlich sein. Denn sie kann zum Beispiel durch Biomasse oder Müll, Abwärme aus Müllverbrennungs- oder Industrieanlagen sowie erneuerbaren Energien wie Windkraft, Geo- oder Solarthermie gewonnen werden. Fernwärme wird heute zudem meistens durch Heizkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt, wodurch Strom und Wärme gleichzeitig erlangt werden. Durch die gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung ergibt sich ein deutlich besseres Verhältnis von aufgewandter zu nutzbarer Energie, sodass Brennstoffe eingespart werden. Hat die Fernwärme einen klimafreundlichen Produktmix, leistet man mit dem Bezug von Fernwärme also einen Beitrag zum Klimaschutz.
Nachteile von Fernwärme im Neubau
Keine freie Anbieterwahl
Bei der Versorgung mit Fernwärme kann der Anbieter nicht frei gewählt werden. So kann wegen Preiserhöhungen auch nicht einfach der Anbieter gewechselt werden, da Fernwärmelieferanten sozusagen eine Monopolstellung haben.
Undurchsichtige Preisstruktur
Die Fernwärmekosten werden auf Basis von Grund- und Arbeitspreisen berechnet, wobei das Verhältnis nicht festgelegt ist. Entspricht die vertraglich festgelegte Anschlussleistung nicht dem tatsächlichen Energiebedarf des Neubaus, lohnt sich Fernwärme nicht immer. Der mangelnde Wettbewerb führt zudem zum Teil zu höheren Preisen. Beim Abschluss eines Fernwärmevertrages sollte deshalb auf eine passende Anschlussleistung und auf Preisänderungsklauseln besonders geachtet werden.
Erschwerter späterer Energiesystemwechsel
Wird eine Fernwärmenutzung beim Neubau geplant, braucht man zwar weder Keller noch Schornstein. Doch will man später dann doch zu einer anderen Form der Wärmeversorgung wechseln, kann das aufwendig bis unmöglich werden.
Fazit
Fernwärme im Neubau kann eine gute Alternative zur klassischen Wärmeversorgung sein. Sie senkt die Investitionskosten für den Neubau und kann je nach Produktmix sehr umweltfreundlich sein. Allerdings hat man bei Fernwärme keine freie Anbieterwahl und der spätere Energiesystemwechsel wird erschwert. Wer mit Fernwärme für seinen Neubau liebäugelt, sollte sich vor Abschluss des Vertrages genau mit den Vertragsinhalten auseinandersetzen, damit sich diese Art der Wärmeversorgung wirklich lohnt.