Stetig steigende Energiepreise sorgen dafür, dass sich viele Bauherren Gedanken über energieeffizientes Bauen machen. Eine Photovoltaikanlage, um eigenen Solarstrom zu produzieren, hört sich da schon mal verlockend an. Doch lohnt es sich überhaupt, auf Solarstrom im eigenen Haus zu setzen?
Lohnt sich Photovoltaik rein zur Selbstnutzung?
Ob sich eine Photovoltaikanlage im Neubau auszahlt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. In die Rechnung einbeziehen muss man den Preis der PV-Anlage, die Installationskosten, die Betriebskosten, den Ertrag, die Selbstnutzung und die Einspeisung ins Stromnetz. Nur um den Strom ins Netz einzupeisen, lohnt sich die Installation einer PV-Anlage derzeit noch kaum. Interessant wird es erst, wenn der Solarstrom im Neubau auch selbst genutzt wird, was aber die meisten Bauherren sowieso im Kopf haben, wenn sie sich mit dem Thema Photovoltaik auseinandersetzen.
Machen wir es kurz: Für den Solarstrom aus der eigenen PV-Anlage muss man mit Kosten von etwa 10–14 Cent pro Kilowattstunde rechnen, während der Strom vom Energieversorger derzeit rund dreimal so viel kostet, sodass man 20–25 Cent pro Kilowattstunde sparen kann – Tendenz steigend. Wird überflüssiger Strom zusätzlich noch ins Stromnetz eingespeist, gibt es 20 Jahre lang dafür 6 Cent pro Kilowattstunde. Das ist zwar weniger, als die Erzeugung kostet, aber durch die Einsparung bei der Selbstnutzung lohnt es sich trotzdem. Damit diese Rechnung aufgeht, sollte die PV-Anlage allerdings nicht zu teuer in der Anschaffung sein.
Allerdings solltest Du bedenken, dass eine Photovoltaikanlage nie den kompletten Bedarf eines Hauses decken kann, da die Sonne nicht rund um die Uhr scheint. In der Regel sind es lediglich 30 % des tagtäglichen Strombedarfs, der durch eine PV-Anlage gedeckt werden kann. Der restliche Strombedarf muss weiter über das öffentliche Stromnetz gedeckt werden. Wer mehr eigenen Solarstrom nutzen will, muss einen Batteriespeicher installieren lassen, wodurch sich der Eigenverbrauch verdoppeln oder sogar verdreifachen lässt. Allerdings sind Batteriespeicher teuer, auch wenn es spezielle Förderprogramme dafür gibt.
Lohnt sich Photovoltaik zur Einspeisung ins öffentliche Netz?
Da die derzeitigen Einnahmen bei der Einspeisung unter den Kosten liegen, lohnt es sich derzeit noch nicht, eine PV-Anlage im Neubau zu planen, deren Strom komplett eingespeist wird. Allerdings plant die Bundesregierung eine Änderung des Erneuerbare Energien Gestz (EEG), das neue Fördersätze für PV-Anlagen vorsieht, wenn der Strom komplett ins Stromnetz gegeben wird. Geplant sind folgende Einspeisevergütungen für neu in Betrieb genommene Anlagen:
- für die ersten 10 Kilowatt Leistung 13,8 Cent/kWh
- für die nächsten 90 Kilowatt Leistung 11,3 Cent/kWh
- für die nächsten 200 Kilowatt Leistung 9,4 Cent/kWh
Dadurch kann sich die Investition in die PV-Anlage schon nach 10–12 Jahren amortisieren. Allerdings muss für die höhere Förderung dem Netzbetreiber bis Dezember des jeweiligen Jahres mitgeteilt werden, dass der Strom im Folgejahr komplett eingespeist werden soll. Da das neue EEG erst auf dem Weg ist, reicht es 2022 noch aus, wenn diese Mitteilung nach Inkrafttreten der geplanten Fördersätze, aber vor Inbetriebnahme der Anlage erfolgt. Erwartet wird die Änderung des EEG Mitte 2022.
Jedes Jahr kann neu entschieden werden, ob der Strom komplett eingespeist und mit dem hohen Fördersatz bezahlt werden soll oder ob eine teilweise Selbstnutzung geplant ist. So kann man flexibel darauf reagieren, wenn der Strombedarf oder die Stromkosten steigen.
Achtung: Solarpflicht bei Neubauten kommt!
Die Bundesregierung plant bereits, dass in Zukunft auf möglichst allen geeigneten Dachflächen Solaranlagen installiert werden sollen. Einige Bundesländer und Kommunen haben beispielsweise bereits eine Pflicht zum Bau von PV-Anlagen bei Neubauten und stark sanierten Gebäuden beschlossen.
In Berlin wurde die Solarpflicht schon gesetzlich geregelt. Sie besagt, dass ab 2023 jeder Neubau mit mehr als 50 Quadratmetern Nutzfläche eine Photovoltaikanlage bekommen muss. Dabei muss die Solaranlage mindestens 30 % der Dachfläche bedecken. Anders als in den meisten anderen Bundesländern gilt die Solarpflicht in Berlin auch schon für Wohnhäuser.
Wer derzeit einen Neubau plant, sollte sich unbedingt vorher informieren, ob in seinem Wohnort eine PV-Anlage bei einem Neubau nicht bereits jetzt schon vorgeschrieben ist.
Fazit
Mit eigenem Solarstrom ist man unabhängiger und zahlt für selbst genutzten Strom weniger als beim Stromanbieter, was bei weiter steigenden Energiepreisen eine immer größere Bedeutung bekommen wird. Ein Haushalt kann mit der eigenen PV-Anlage etwa ein Drittel des eigenen Strombedarfs decken, mit einem Batteriespeicher etwa doppelt so viel.
Mit Änderung des EEG, die voraussichtlich Mitte 2022 erfolgen soll, wird es sich zudem auch lohnen, den eigenen Solarstrom komplett ins Stromnetz einzuspeisen. Insgesamt können Bauherren also mit einer Photovoltaik-Anlage im Neubau langfristig nur gewinnen.
Da es in einigen Bundesländern bereits beschlossene Sache ist, dass Neubauten ab 2023 mit einer PV-Anlage ausgestattet werden müssen, ist eine entsprechende Planung im nächsten Jahr deshalb wärmstens zu empfehlen.